Ich muss gestehen, ich war immer hin und her gerissen in meiner Meinung über voll berufstätige Mütter. Als Krümel auf die Welt kam war ich meine 2 Jahre bei ihr daheim und bin dann Teilzeit, also nur Vormittags, arbeiten gegangen. Somit konnte ich Krümel bereits um 14 Uhr vom Kindergarten abholen und den ganzen Nachmittag mit ihr genießen.
Wenn mir andere Mütter erzählt haben, dass sie ganztags arbeiten gehen, habe ich stark geschwankt zwischen Bewunderung und Unverständnis. Einerseits habe ich diese Mütter bewundert, dass sie den Spagat zwischen einem erfüllten Berufsleben und und dem Mutterdasein schaffen. Andererseits habe ich überhaupt nicht verstanden, wie man die wertvolle Zeit mit seinem Kind so "verschenken" kann. Sie werden doch sooo schnell groß und diese unbeschwerte Zeit kommt nie mehr zurück.
Vielleicht liegt es auch daran, dass mein Ex-Mann da sehr traditionelle Rollenvorstellungen hatte. Einerseits hat er nicht verstanden, von was ich abends müde sein konnte, wo ich doch NUR Teilzeit arbeite (O-Ton Herr Ex: deine 20 Stunden habe ich bereits am Dienstag...). Haushalt und Kinderbespaßung / Kindererziehung erledigen sich ja schließlich eh von selbst, oder nicht? Andererseits, wenn ich mal laut darüber nachgedacht habe, mehr zu arbeiten, war er nicht sehr erfreut über den Gedanken. Schließlich wäre es doch nicht Sinn und Zweck der Sache, wenn ich Krümel den ganzen Tag in den Kindergarten "abschieben" würde. Also blieb ich bei meinen 20 Stunden in der Woche und habe weiterhin die ganztags arbeitenden Mütter zugleich beneidet und bedauert...
Bei Zwucki war die ganze Situation eine Andere. Durch den drohenden Privatkonkurs konnte ich es mir nicht leisten, daheim zu bleiben. Die Gefahr deswegen aus dem Konkursverfahren ausgeschlossen zu werden war einfach zu groß. Also habe ich in den sauren Apfel gebissen und bin zumindest stundenweise, im Schnitt 10 Stunden die Woche, arbeiten gegangen. So kam ich mit Karenzgeld und Gehalt ungefähr auf das gleiche Einkommen wie davor. DAS würde ich zwar nie, nie, NIE wieder so machen (nur 10 Wochen nach der Geburt arbeiten gehen, ist meiner Meinung nach definitiv zu früh...), aber es war halt situationsbedingt nicht anders möglich.
Als Zwucki dann 13 Monate alt war, kam er in den Kindergarten. Oh, wie sehr habe ich da mit mir gerungen, ob das wirklich die richtige Entscheidung ist, ob er nicht doch noch zu klein dafür ist. Zu sehr war einfach dieses "Abschieben" in mir drin. Bin ich eine schlechte Mutter? Schiebe ich mein Kind ab, um Karriere zu machen? Wäre es nicht besser für den kleinen Mann, wenn ich doch noch weiter stundenweise arbeite und meine Mama ihn betreut? Aber Mama wird halt auch nicht jünger und so ein Wildfang wie unser Zwucki kann schon ziemlich anstregend sein...
Wochenlang habe ich mich (und mein Umfeld) mir solchen Fragen und Überlegungen genervt. Durch die Übernahme in die neue Firma (mein alter Chef ging ja in Pension und hat die Firma verkauft) gab es eigentlich nur Hop oder Drop. Sie haben mir gesagt, dass sie mich unbedingt übernehmen wollen, aber zumindest 20 Stunden sollten schon drin sein. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass ich mich um einen Kindergartenplatz bemühe und wir die Stunden Schritt für Schritt erhöhen. Angefangen habe ich mit 13 Stunden, mittlerweile bin ich bei 26 Stunden angelangt, also eigentlich nicht viel mehr als vorher. Aber ich gehe Montag bis Donnerstag den ganzen Tag arbeiten und habe somit den Freitag für die Kinder.
Ich merke nun also, dass es durchaus funktioniert, Karriere UND Kinder zu haben. Meine Chefin hat mir schon gesagt, dass ich jederzeit meine Stunden weiter erhöhen kann, sie möchte mich auf jeden Fall früher oder später als ganztags Kraft. Nun habe ich genau den Job gefunden, den ich immer wollte. Ich habe die Aussicht auf Vollzeit, schließlich wird auch der Zwuck älter und somit selbstständiger. Wenn sich alles gut eingespielt hat und daheim die Routine eingekehrt ist, wenn der Zwucki dann wieder einen Entwicklungsschritt weiter ist, werde ich noch den Freitag dazu nehmen, der ist bei uns ohnehin nur vormittags und habe dann immerhin bereits 30 Stunden. Bis zu den 40 Stunden dauert es dann zwar noch einige Zeit, das möchte ich erst, wenn der Zwucki aus der Volksschule draußen ist, aber man wird sehen, was die Zukunft bereit hält.
Endlich habe auch ich diesen Spagat geschafft. Noch ist es teilweise ein wenig stressig, weil wir uns einfach alle auf die neue Situation einstellen müssen und noch unsere persönliche Routine finden müssen. Aber es wird mit jedem Tag besser.
Ich genieße die kurze Zeit am Nachmittag mit meinen Kindern, genieße den langen Nachmittag am Freitag noch mehr und die Wochenenden sind so intensiv und erfreulich wie lange nicht mehr. Lustigerweise unternehmen wir auch wieder mehr gemeinsam, sowohl alle zusammen als Familie als auch Krümel und ich allein. Wir treffen uns wieder mehr mit Freunden und freuen uns über jede einzelne Minute, die wir gemeinsam verbringen können.
Ich liebe meinen Job, auch wenn er manchmal anstrengend und stressig ist. So gerne ich in der alten Firma gearbeitet habe, hat es mich doch immer wieder unterfordert, weil einfach nicht genug Arbeit da war. Nun habe ich keine "Leerläufe" mehr, wenn ich grad keine Arbeit habe, helfe ich einfach einer Kollegin aus, oder mache Jahresabschlüsse. Es ist immer irgendwas zu tun. Und das genieße ich sehr.
Ich habe meinen neuen Weg, der vor mittlerweile 4,5 Jahren begonnen hat, nun endgültig gefunden. Ich habe eine glückliche Familie (mit Reibereien, klar, aber kleine Streitigkeiten und Problemchen gehören nun mal dazu) und ich habe einen Job, der mich erfüllt. Ich habe zurückgefunden, zu meinem alten Ich. Ich habe gefunden, wonach ich immer gesucht habe. Ich weiß wer ich bin und was ich im Leben erreichen will. Ich bin angekommen...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen